Montag, 1. September 2014

Sauerland bleibt Sauerland! Part 2

Um acht Uhr piepst mein Händi. Nach neun Stunden allerbesten Schlafes erwache ich gut ausgeruht. Draußen ist es trübe und wie ich hinausschaue, verziehen sich gerade einige Nebelschwaden aus den Bäumen.

Ich springe ins Bad und mache mich fertig für den neuen Tag. Meine Klamotten ruhen sich derweil noch lässig aus.


Wie ich fertig bin und mich für präsentabel befinde, mache ich mich auf zum Frühstück. Der Frühstücksraum ist überfüllt mit mehreren Gruppen und so bekomme ich einen schönen Platz in der normalen Gaststube eingedeckt und habe meine Ruhe. Das Frühstücksangebot ist reichlich und sehr schmackhaft und bald schon bin ich gut gestärkt und mache mich auf, zurück ins Zimmer um meine Sachen zu holen und zu bezahlen.

                             Sehr zu empfehlen: Hotel Schweinsberg in Lennestadt/ Langenei

Gesa hat auch gut geschlafen in ihrer Garage und ich bepacke sie wieder und verzurre meinen Rucksack auf der Bank.


Danach gehe ich noch ein paar Schritte und schaue mir die Umgebung vom Hotel an und dann sehe ich zu, daß ich los komme.

Durch das Tal sind, wie ich Gesa aufgezäumt habe, schon mehrere Motorradgruppen gefahren, fast alles Tuttelbären, nur selten mal etwas anderes dazwischen. BMW muss die Dinger echt wie blöde verkaufen.

Ich fahre wieder bis nach Altenhundem, hier biege ich links ab und fahre an der Bahn entlang bis Kirchhundem. Ich möchte nach Hilchenbach fahren, aber nicht über die kürzeste Strecke, sondern ich habe mir eine andere ausgesucht. Die geht zwischen Hofolpe und Benolpe ab und ist klasse, wie sich herausstellt. Kein Mensch ist unterwegs und es ist tiefster Friede. Hinter Silberg bleibe ich stehen und genieße die gemütliche Atmosphäre.


Von Hilchenbach aus fahre ich weiter in Richtung Netphen. Ich wähle nicht die Bundesstrasse, sondern fahre auch eine kleinere Strasse, die sich als recht angenehm erweist. Hier und da sehe ich andere Motorradfahrer, teils stehen sie in kleinen Grüppchen auf Parkplätzen, genießen den Morgen und nicken mir freundlich zu, wenn ich vorbei komme. In Herzhausen hat einer zwei VWs (Käfer) vor der Tür stehen. Der eine hat genau die Farbe, die der von meiner Tante hatte (und auch wieder hat). Ich drehe um, aber es ist keiner wie der von meiner Tante, sondern ein späteres Baujahr.
In Netphen muss ich mich kurz orientieren und die Karten austauschen. Ich fahre dann weiter in Richtung Deuz und befahre somit unbewusster Weise die erste Omnibuslinie der Welt mit einem benzingetriebenen Fahrzeug. Das lese ich aber erst zu Hause in Wikipedia. Mist. Das hätte ich doch ganz anders begangen...
In Deuz ist die Beschilderung irgendwie mies. Ich muss gehörig aufpassen, daß ich die Strasse in Richtung Diethölztal erwische. Es gelingt mir aber doch und so kann ich dann in Salchendorf abbiegen. Aber das geht auch nur mit einmal an der Abfahrt vorbeifahren.
Am Ende der Strasse ist ein T - Stück. Wo geht es denn nun nach Rudersdorf? Links? Rechts? Ich kann links ein paar Häuser entdecken und entscheide das als Rudersdorf anzusehen und liege richtig damit. Gleich am Ortseingang biege ich rechts ab und bin auch bald durch den Ort durch. Am Ortsausgang muss ich an einer roten Ampel warten. Die sichert eine Eisenbahnunterführung, die so klein, eng und unübersichtlich ist, daß das wohl nötig ist. Natürlich kommt in dem Moment keiner von vorne, aber das kann die Ampel ja nicht wissen.
Schließlich gelange ich auf die Bundesstraße nach Dillenburg. In Haiger verfranze ich mich erst mal und lande fast auf der Strasse nach Rennerod. Da möchte ich aber nicht hin, da ist mir zu viel Verkehr und es wird zu sehr gerast und so kann ich in einem Kreisel an der Autobahnauffahrt wenden und gelange dann doch noch nach Haiger. Aber was nun? Wohin jetzt? Wo ist meine Strasse? Keine Schilder weit und breit. Doch - da!

                       Lost in Haiger. Doch ein Ausweg ist in Sicht. Nur welcher ist der richtige?

Ich halte an und schaue mir die Karte genau an. Da ist eine Bahnlinie und ein Bahnhof, also muss das doch als Landmarke zu finden sein. Das muss in der Richtung liegen. Also los. Ich finde die Bahnlinie und irre durch ein Wohngebiet. Da auf dem Bahngleis Sträucher wachsen, brauche ich auch nicht nach Schildern "Bahnhof" zu suchen. Die sind lange schon im Restmüll. Schließlich finde ich doch die vermutlich richtige Strasse und biege links ab. Es ist tatsächlich der richtige Pfad und so komme ich dann auch tatsächlich über Langenaubach nach Breitscheid.




                                  In Driedorf lässt mich diese imposante Kirche anhalten

In Mengerskirchen sehe ich einen Hinweis auf eine Burgruine "Maienburg". Ich beschließe spontan mir die anzuschauen und folge dem Wegweiser. Leider ist das der einzige Hinweis auf diese Ruine und ich kann sie nicht finden. Betrübt ziehe ich ab. Hätten die ehrwürdigen Burgherren damals den gleichen Trick angewandt,  das Anwesen würde wahrscheinlich heute nicht als Ruine dastehen.
Da ich eigentlich nicht auf die Bundesstrasse, sondern viel lieber noch an die Lahn möchte, fahre ich weiter in Richtung Runkel. Als ich dann aber den Berg vor Runkel hinunter komme, da sehe ich auf Steuerbord ziemlich böse Wolken. Das sieht nach Regen aus. Nach viel Regen! Ich fahre also in die Stadt hinein und stelle Gesa an der Burg ab. Der Michelinmännchenmodus ruft.


Ich mache noch etwas Minimaltourismus und beeile mich dann, in meine Regenkombi zu kommen, eh es gleich losbricht.
Die Entscheidung kam auch keine Minute zu früh, denn als ich gerade die Kapuze aufziehe, fallen die ersten, noch kleinen Tropfen. Ich mache mich fertig, hoffe auf Wasserdichtigkeit und fahre wieder los. Als ich aus Runkel heraus komme, gießt es bereits in Strömen. In Steeden steht das Wasser schon auf der Strasse und Radwanderer suchen Schutz unter einem triefenden Baum. Da es nicht nach Besserung aussschaut, fahre ich weiter. An der Lahn entlang komme ich nach Limburg, dort flüchten grad Touristen zurück zur Stadt und stehe schließlich eine halbe Ewigkeit an einer Ampel hinterm Bahnhof. Hinter mir sammeln sich auch noch weitere Motorradfahrer und im Korso fahren wir dann schließlich in Richtung Bad Camberg. Die Hühnerstrasse wollte ich nicht wieder fahren, gerade bei dem Wetter denke ich mir, daß das nicht angenehm ist. Als wir an der Ampel bei der Autobahnauffahrt losfahren, dreht bei dem Motorradfahrer hinter mir der Hinterreifen durch, dabei hatte er gar nicht so viel Gas gegeben. Ich möchte da jetzt nicht mit der Sozia tauschen...
Noch bevor ich in Bad Camberg bin, merke ich ein kühles Gefühl im Keller. Da mogelt sich also Feuchtigkeit durch die Regenhaut. Die Motorradhose hält aber dicht.
Anhalten und auf die Karte schauen, dazu habe ich keine Lust bei dem Wetter, also hangele ich mich anhand der Beschilderung durch. In Glashütten fahre ich dann ab, denn ich weiß es geht von hier aus nach Niedernhausen und dann ist es nicht mehr weit bis Wiesbaden. Dort bin ich neulich erst gewesen, als ich auf den Feldberg gefahren bin.
Wie ich durch Mainz Kastel komme, hört es langsam auf zu regnen. In Mainz ist es dann fast trocken und bei mir zu Hause ist nie ein Tropfen gefallen. Ich muse den Schlüssel aus dem Tankrucksack, mache die Garage auf und rolle mit Gesa auf ihren Stellplatz. Motor aus, Feierabend.
Ich schnalle die Sachen ab und stapfe, immer noch tropfend, nach Hause.

Der zweite Tag war im Prinzip, bis auf die Cousteau - Nummer zum Schluß, ganz ganz toll. Ich bin auf kleinen, wunderschönen Strassen gefahren, meistens alleine und habe herrliche Landschaften gesehen. Leider habe ich heute keine Kontakte zu Leuten am Wegesrand gehabt, aber das kann auch an der sonntäglichen Ruhe liegen.

Ganz besonders gut gefallen hat mir mein Hotel, das Hotel Schweinsberg in Lennestadt - Langenei. Dort ist man auch auf "Biker" vorbereitet und man hat mich sehr freundlich empfangen. Das Essen ist prima und nicht zu teuer und das Frühstück im Zimmerpreis (Ez.um € 40,-, via HRS) mit drinnen. Da werde ich auf jeden Fall wieder nächtigen, wenn ich zum Beispiel das Versprechen einlöse und das Bergbaumuseum "Siciliaschacht" besuche.

Wie hat es mit meiner Ausrüstung ausgesehen?
Echt bewährt hat sich der BMW Function3 Rucksack, den Clemens Gleich auch schon mal sehr lobend getestet hat. Auch wenn man keine Propellermaschine hat, wird der Rucksack treue Dienste leisten. Man kann aus ihm mit wenigen Handgriffen eine Gepäckrolle machen und die Rucksackgurte am Rückenpolster verstauen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die laut "Einbauanleitung" vorgesehene Befestigung längs zur Fahrtrichtung. Die Riemen, die man dafür braucht, sind mitgeliefert und ich habe ihn zusätzlich noch mit zwei Rockstraps gesichert. So hielt er absolut bombenfest. Im Boden hat er ein Helmfach, in dem habe ich diesmal die Regenkombi verstaut, womit wir gleich beim Thema sind. Er hat sich auch als tatsächlich wasserdicht erwiesen, trotz zweistündiger Tauchfahrt.
Nicht ganz so wasserdicht, obwohl ein Symbol im Katalog das verspricht, hat sich der Tankrucksack präsentiert. Die beiden Seitentaschen sind tatsächlich dicht gewesen, meinem Hausschlüssel ist nichts passiert, aber das Hauptfach hat am Boden mächtig geziept. Die "große" Kameratasche hat nasse Füße bekommen, aber die Feuchtigkeit wenigstens nicht an den Inhalt weitergegeben. Mein Portemonnaie hat auch gelitten, das war auf der einen Seite ganz nass gewesen.
Seltsamerweise muss sich auch etwas Feuchtigkeit durch das Material vom Deckel gedrückt haben, denn auf der "kleinen" Kameratasche waren feuchte Flecken. Auch da ist aber nichts durchgedrungen. Seltsam ist dies, weil darüber das Kartenfach geklettet ist. Das hat, bis auf den linken Rand, halbwegs dicht gehalten. Die Karten sind, bis auf den links zu liegen gekommenen Rand, trocken geblieben. Insgesamt ist das aber nach meinem Dafürhalten ein eher schwaches Bild für einen Tankrucksack, der von einer Firma kommt, die sich mit praktisch dauernder Weltumrundung rühmt.
Voll bewährt dagegen hat sich der Ortlieb Kompressionspacksack. Ich habe darin eine Jeans, das T Shirt, Unterwäsche und Nachthemd verstaut und das Ganze auf etwa die Größe eines Superpremiumhamburgers zusammengestaucht. Das war kindereinfach und so hat das alles fast keinen Platz im Rucksack weggenommen.
Nicht so echt begeistert bin ich von der Regenkombi. Membran bleibt eben Membran und somit Wasserdurchlässig. Wenn man Pech hat, eben in beiden Richtungen. Ich hatte das Pech. Vorne war er wunderbar dicht und hat auch den Wind toll abgehalten, aber im Bereich des Kellers - da hat sich Feuchtigkeit durchgedrückt. Durch die Hose ist sie zwar nicht gekommen, die Katastrophe ist ausgeblieben, aber dennoch war das nicht angenehm. Bei leichtem Regen zwischendurch und zudem im Nahbereich von zu Hause ist das noch zu verkraften, auf Tour geht das gar nicht. Ich habe deshalb bereits eine andere aus PVC gekauft, die mich fortan auf Touren begleiten wird.




1 Kommentar:

  1. Hallo Minya,

    toller Sauerland-Bericht, klasse zu lesen!
    Immer auch interessant, etwas über das Für & Wieder des Bike-Equipment zu erfahren.
    2012 war ich zuletzt auch im „Land der 1000 Berge“, stand am Hochheideturm und fuhr durch die Orte, durch die deine Fahrt ging - muss ich bald mal wieder hin! Mal sehen, vielleicht passt das Hotel Schweinsberg ja in den Tourverlauf.

    Dank und Gruß von HerBert

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