Freitag, 26. Februar 2016

Die Saison ruft! - Was mitnehmen?

Jetzt ist die ideale Zeit, sich schon mal um das Reisegepäck für die nächste Reise zu kümmern. Habe ich alles dafür da? Zelt, Schlafsack, Luftmatratze, Kocher, Geschirr, Taschen? Was brauche ich? Wo lass ich das alles?
Dafür hat ja jeder und jede die eigenen Lösungen, der eine braucht dies unbedingt im Gepäck, die andere kann auf das und jenes super verzichten. 
Wie habe ich es denn im letzten Jahr gemacht? Aus was setzt sich mein Reisegepäck zusammen? Wollen wir doch mal schauen.
Zunächst ist da mal die rote Rolle. Das ist eine 49 l Ortliebrolle. Wieso rot? Ich habe eine gelbe Jacke, da hätte eine gelbe nicht gepasst, blau auch nicht und schwarz, grau oder weiß wollte ich nicht. Also blieb so ziemlich nur noch rot übrig. Außerdem erhoffe ich mir von der roten Rolle eine gewisse positve optische Wirkung auf die Leute, die hinter mir fahren. Dann, auf der Rolle das Zelt, das Groundsheet und die Regenkombi. Und hinten dran noch das kleine Stativ und an der rechten Seite der Becher.
Vorne am Motorrad der Tankrucksack.
In der Ortliebrolle befindet sich der Schlafsack, daneben, zur Seitenwand hin, die Küche. Im Schlafsack habe ich in einer Plastiktüte die Gaskartusche gelagert. Vor dem Schlafsack die Therm-a-Rest Matte, da drauf die Schuhe, dann daneben die beiden kleinen Ortliebbeutel mit den Klamotten drin, und dann, zwischen Schlafsack und den Ortliebbeuteln, die Waschsachen, Medikamente, Ladegeräte und so weiter. Ganz unten, unter allem anderen, der kleine schwarze Rucksack und ganz oben drauf, als krönender Abschluss, das iPad und die Jeansjacke. Die ganzen Hohlräume habe ich mit Taschentücherpäckchen und mit Filmdosen aufgefüllt.
Im Tankrucksack finden sich die Wasserflasche, die Kamera mit Zubehör (Reservefilm, Optiktuch, Gelbfilter), ein Multitool, die Taschenlampen mit Zubehör, die Landkarten, die Brillen (Lesebrille und normale Brille als Ersatz),  Sonnencreme und Kettenspray, sowie mein kleines Buch, in das ich die Erlebnisse schreibe. 
Geld, Fahrzeugschein und Plastikkarten wie Führerschein, Ausweis, EC - Karte, Kreditkarte, ADAC - Ausweis, Krankenkassenkärtchen, habe ich in einer Gürteltasche dabei.


Im letzten März bin ich zu einem Campingausstatter in der Nähe gefahren und habe mir Zelte zeigen lassen. Der nette Verkäufer hat dann zwei Zelte, die er anhand meiner Schilderungen für brauchbar hielt, herausgeholt und mit mir zusammen aufgebaut. Denn was sollte ich mit einem Zelt, das ich gar nicht alleine aufbauen könnte? Wir haben je ein Kuppelzelt und ein Tunnelzelt ausgesucht und aufgebaut. Entschieden habe ich mich letztlich gegen das Tunnelzelt, weil ich darin Beklemmung bekommen habe. 
Ich habe mir ein "Vaude Campo Grande 3- 4 P" zugelegt. Da passe ich von der Körpergröße gut rein, es ist innen geräumig, ohne vom Packmaß her zu sehr aufzutragen und ich kann zumindest gebückt darin stehen. Das ist wichtig, um die Motorradhose an, oder ausgezogen zu bekommen.
Ich habe das Zelt an einem Wochenende dann zu Hause in der Wohnstube - alles beiseite geräumt - zur Probe aufgebaut und habe zwei Nächte darin genächtigt. 
Das muss jetzt nicht jeder in seiner Stube nachmachen. Für mich war aber wichtig, daß ich darin auch wirklich schlafen kann. Und nicht irgendwann die Panik bekomme. Aber das ging gut und so konnte ich dann das Experiment "Reise" wagen.
Als Luftmatratze habe ich eine Therm-a-Rest Matte Prolite + . Ich habe im Geschäft mehrere ausprobieren dürfen, auf verschiedenen Untergründen, im Laden ist eine Art "Teststrecke" aufgebaut, mit Steinen und dergleichen. Die Matte, die ich gewählt habe, bot den besten Liegekomfort bei kleinstem Packmaß. Und sie war auch für meine Körpergröße vorrätig. Als Schlafsack habe ich einen Salewa Spirit 3D Flex -9 XL gewählt. 
Im Zelt. Hinter mir steht die rote Rolle, neben meiner Jacke ist das Zelt schon zu Ende. Die drei bis vier Personen, die versprochen werden, kann man, so man an Gepäck hat, locker übereinanderstapeln.
Der hat eine Kunstfaser - Füllung und einen Komfortbereich bis - 4 Grad. Bei Frauen wohlgemerkt. Weil, wir Mädels frieren bekanntlich eher als die Jungs. Die halten es locker bis - 9 aus. Dann sind wir aber schon lange zu Eis erstarrt. 
Shauna beim Probesitzen für die Probenacht beim Zimmercamping. Sie ist zufrieden.

Die Küche besteht in erster Linie aus einer hartanodisierten Trangia Alupfanne. Die schmeckt tatsächlich nicht nach Aluminium. 
Dann natürlich einem "Eiskaltes Händchen", einem kleinen Melaminteller, einem halbierten Schwamm und einem Gaskocher. Das ist ein Edelrid Opilio
Er passt für die Kartuschen mit Schraubverschluss. Sein Vorteil ist das kleine Packmaß und sein tiefer Stand. Man hat da nicht die Pfanne oben auf einem Kocher, oben auf einer Kartusche, sondern die Kartusche steht separat und versorgt über einen mit Metalgewebe überzogenen Schlauch den Brenner mit Brennstoff. Am Brenner gibt es eine Vorwärmeinrichtung, damit kann man auch bei größerer Kälte und in größeren Höhen kochen. Nicht, daß ich nach großer Kälte und großer Höhe suche, aber als Nebeneffekt verbraucht er auch wenig Brennstoff.
Der Rest der Küche befindet sich in einer Brotdose. Da sind die beiden kleinen Fläschchen mit Fit zum Abspülen und mit Oel zum Braten. Ich hatte eine Oelmischung von Rama dabei, die hat sich aber nicht so richtig bewährt, da ich jeweils relativ viel davon gebraucht habe und somit mein Vorrat recht schnell zur Neige ging. Beim nächsten Mal wird normales Oel mitreisen. 
Dann habe ich in kleinen Papiertütchen Pfeffer und Salz. Als Besteck eine Kuchengabel und einen Teelöffel. Den Löffel habe ich noch von der "Stadt - Land - Fluss" Reise. Den habe ich in Sarreguemines gekauft. Und dann ist da noch ein Feuerzeug. 
Als Messer nutze ich das Messer, das ich immer am Gürtel habe, das ist ein Walther Rescue - Messer, mit Gurttrenner und Spitze zum Scheibe einschlagen.
Vor dem Ersteinsatz
In Aktion

Das Waschzeug besteht aus einer kleinen Tasche mit allem, was man so braucht, nur halt im Miniformat. Die gängigen Drogerien verkaufen auch - meist im Kassenbereich - kleine Packungsgrößen. Die sind für die Reise ideal. Da kann man sogar von guten Verbrauchern zwei Stück mitnehmen, ohne daß man in Probleme geräte. 
Als Handtuch habe ich eines dieser Campinghandtücher dabei. Das lässt sich sehr klein zusammenrollen und ist im Handumdrehen auch wieder trocken. Es ist kein Riese, bietet aber genug Platz, um sich abzutrocknen. Der Am- Strand- liege- Faktor ist dagegen eher gering.
Aus dem gleichen Material habe ich noch einen Waschlappen mit, der wird als Tuch für alle Fälle genutzt. Wenn etwas mal abgewischt werden muss im Zelt, oder ich habe es genutzt um nachdem  Regen in Potsdam das Zelt wieder zu trocknen. 
Statt einer normalen Bürste hatte ich einen Tangle Teezer dabei, der ist recht kompakt und piekst nicht mit seinem Stiel im Gepäck rum. 
Als zusätzliches Gepäck benötige ich noch die Gerätschaften für die Kontaktlinsen. Ich habe mich aber auf den kleinen Behälter und eine Probenflasche mit Reinigungs/ Aufbewahrungsflüssigkeit beschränkt.
Was habe ich an Klamotten dabei gehabt? Neben den Motorradsachen, die ich beim Fahren angehabt habe, hatte ich noch, für alle Fälle, die Winterunterwäsche mitgenommen. Wenn es also wirklich kühl geworden wäre, hätte ich mir keine Sorgen machen müssen. Als Nebeneffekt habe ich die Hose Nachts auch als Schlafanzughose genutzt, sowie als Legging, um auf dem Campingplatz zum Waschhaus zu gelangen. 
Ein Nachthemd hatte ich dabei, eines von diesen, die wie ein viel zu groß geratenes T- Shirt aussehen. Dann gab es da noch eine Jeans, ein Top und ein T- Shirt, sowie entsprechend Unterwäsche, inklusive dessen, was Frauen zusätzlich unter der Überschrift in Gebrauch haben. Als Schuhe, um mich in der Stadt, oder an  meinem freien Sonntag, bewegen zu können, hatte ich ein paar Ballerinas dabei. Die sind leicht und nehmen nicht viel Platz weg. Und, um noch eine Jacke mit dabei zu haben, hatte ich eine Jeansjacke eingepackt. Mehr hatte ich nicht dabei. Das hat aber sehr gut ausgereicht und es hat an nichts gefehlt. Ich habe auch alles, was ich an Klamotten mitgenommen habe, während der Reise irgendwann genutzt. 
Diese Sachen habe ich in zwei Ortlieb Kompressionspacksäcke à 12 L verpackt.
Aus ihnen kann man die Luft herauspressen und sie mit einem Ventil verschliessen. Dann sind sie herrlich klein.
Lediglich die Jacke und die Schuhe haben einen anderen Platz gefunden. Ich habe die Nacht und Unterwäsche in einen dieser Säcke und die "Ausgehkleidung" in den anderen gepackt. Die beiden Säcke habe ich, nachdem ich sorgfältig die Luft herausgelassen hatte, zusammengebunden und hatte somit ein schön kompaktes Gepäckstück. 
Die rote Rolle ist, wenn sie bepackt ist, einigermaßen ausgewogen, sie ist nicht auf einer Seite signifikant schwerer als auf der anderen und wird mit Rock - Straps auf Gesa verstaut. Dazu benötige ich zwei Bänder. Zwei weitere halten dann das Zelt und die restlichen Teile. Ordentlich verzurrt, ergibt das eine bombenfeste Einheit, bei der nichts wackelt, oder sich losruckelt während der Fahrt. 
Für die fünfzehn Tage dauerende Reise war das Gepäck vollkommen ausreichend, es hat nichts gefehlt und ich habe nichts einfach nur so in der Gegend herumgefahren. Lediglich der Adapter, mit dem ich während der Fahrt an Gesas Bordsteckdose das Händi laden wollte, hat auf ganzer Linie versagt. Der Stecker bei Gesa ist keine Zigarettenanzünderbuchse, sondern eine DIN - Buchse. Die ist kleiner. Man kann an dem Ladeadapter zwar das vordere Stück abnehmen, dann passt es, aber durch seine Länge sitzt es nie wirklich gut in der Dose und es gibt dauernden Wackelkontakt. Zwei Mal habe ich den Adapter sogar beinahe verloren. In der Zwischenzeit habe ich den Adapter durch ein anderes Kabel ersetzt, das einen Winkelstecker hat. Dadurch sitzt es stabiler und wackelt sich nicht während der Fahrt aus der Steckdose.

Auf Werkzeug für Gesa habe ich verzichtet. Denn, an einem solch modernen Motorrad ist im Ernstfall eh nicht viel auszurichten. Und schon gar nicht von mir. Deshalb habe ich lediglich ein Multitool dabeigehabt, als Werkzeug für alle Fälle. Flaschen öffnen zum Beispiel. 
Ich habe mein Gepäck nicht gewogen, aber ich habe es jeweils in einem Schwung tragen können, wenn ich zum Bespiel im Hotel genächtigt habe. 


Donnerstag, 18. Februar 2016

Winterzeit, Lesezeit! Heuer: Gustl Auinger - Vollgas

Auch in diesem Jahr ist es wieder so, die Motorradsaison lässt für manchen noch auf sich warten. Es mögen noch zwei Wochen hin sein, bis das Kennzeichen wieder den Start freigibt, aber oft, allzuoft, ist es dann noch Salz und Eis, das den hufscharrenden Motorradler im Stall hält. Was sollte man da besseres tun können, als zu lesen?
Heuer habe ich mir auch wieder ein Buch vom Zonko vorgenommen, den viele noch als den ehemaligen Chefredakteur des Reitwagens kennen werden, oder sie werden ihm bei PS oder - mehr geht immer - 1000PS schon einmal gelesen oder gesehen haben. War es im vergangenen Jahr eine wahrhaft phantastische Reise am Motorradl zum Mond hinauf, so ist es in diesem Jahr eine hoch konkrete Angelegenheit, die sich da zwischen Buchdeckeln wiederfindet. 
Wer in den ausgehenden Siebzigerjahren, oder in den Achtzigerjahren sich mit Motorradrennsport befasst hat, oder zumindest die Sportschau gesehen hat, dem wird neben Angel Nieto, Berry Sheene und Fausto Gresini auch noch der Name August Auinger zu Ohren gekommen sein. Aufgewachsen in Oberöstereich, hat er als Privatfahrer sehr manierlich im Rennzirkus mitgemischt. Fünf Grand Prix Siege in der Achtelliterklasse. Freilich war seinerzeit noch einiges anders als heute, aber bei einem Rennen ganz vorne mit dabei zu sein, war damals wie heute kein Lercherl. Und dann auch noch vor der versammelten Elite ankommen - ein Mörderhammer!
Das Buch hat den Namen "Vollgas" voll und ganz verdient. Es geht Vollgas von der ersten bis zur letzten Seite. Am Liebsten würde man es gar nicht mehr wieder aus der Hand legen, wenn man zu Lesen angefangen hat. Beinahe hat man das Gefühl, man sitzt beim Zonko und beim Gustl mit am Tisch und hört sich diese unpackbar spannenden Erlebnisse hautnah mit an. Bei den Schilderungen der Rennszenen geht man unweigerlich mit in die Kurve, es tut einem selbst weh, wenn es statt einem Sieg nur wieder ein Stern wird und man vergisst um alles und meint leibhaftig sehen zu können, wie der Gustl die Weltspitze paniert hat. Das Ganze wird unglaublich plastisch erzählt. Gewürzt wird das alles mit den ganzen Geschichten aus dem Drumherum. Ich habe Tränen gelacht über eine Reise im geborgten Transporter. Und bisweilen den Kopf geschüttelt über manche technischen Gegebenheiten. Ich weiß nun, was "GMB", neben "Gießerei Mandl & Berger", auch noch bedeuten kann und daß es Tandemmotoren gegeben hat. Der Gustl erinnert sich noch sehr plastisch und genau an die einzelnen Rennen und auch daran, wieso es mitunter nicht geklappt hat. Selten hat mich ein Buch so sehr gefesselt und gepackt. 
Wer auch wissen will, wie man mit den ausgemusterten Reifen der Anderen bis zur Spitze fahren kann, dem hilft nur der Weg zum Buchhändler oder am Besten direkt zum Autor .


Fritz Trindl; Gustl Auinger - Vollgas. Die Karriere des fünffachen GP-Siegers in einer unfassbar wilden Zeit. Auf 280 Seiten, um 18,90.- Euro.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Wenn es wärmer wird...

+++05.02.2016+++
Ich hatte ja einfach keine Chance. Überhaupt keine. 
Es ist Sonnabend, die Sonne lacht, es sind bald 14 Grad draußen. Hey! Abfahrt! 
Um kurz vor zwei geht das Garagentor auf und ich rolle rückwärts mit Gesa auf den Hof. Ein kurzer Druck auf die Startertaste - brrrmmm! 
Der Motor läuft. Ich lasse das Garagentor runter und kicke den Gang rein. Die Richtung ist rasch entschieden, der Daumen schiebt den Schalter nach rechts. Am Straßenrand an der Bushaltestelle sitzen Verkleidete, es ist der Sonnabend vor Rosenmontag. Es wird mit Anhäufungen von Narren zu rechnen sein.
Das druchgestrichene gelbe Schild hinter mir gelassen und vorsichtig Gas gegeben, der Motor ist ja noch kalt. Ich rolle durch den Mainzer Speckgürtel. "Wenn es wärmer wird! Wenn mich nichts mehr halten kann...!" - den alten "Datzu"- Hit habe ich haargenau im Ohr und trällere ihn fröhlich in meinen Helm.
Auf der Landstraße kommt mir der erste Biker entgegen. Seine Maschine höre ich schon eine ganze Weile kreischen. Zack! Arm raus, Gruß erwidern, weiter. Grinsen. 
Hinter Nieder Olm winkt ein blaues Schild. Ein Blick auf die Tankanzeige, das passt, ich setze den Blinker und nehme Fahrt raus. Es ist nicht viel los auf der Tanke und ich kann gleich an eine Säule rollen. Den Helm und die Sturmhaube ab und dann den Rüssel in die Tanköffnung gesteckt. Die Zapfsäule knurrt, es plätschert dumpf im Tank. Nach guten acht Litern ein trockenes Knacken. Ich lasse noch mal ein paar kleine Stöße in den Tank laufen, dann ist es gut und ich hänge die Pistole zurück. 
Noch rasch bezahlt und dann weiter. Ich fahre auf die Straße in Richtung Wörrstadt auf und biege nach ein paar Metern auch schon wieder links ab. "Udenheim" steht auf dem Schild. Hier sind wir auch mit der Fahrschule langgefahren. Es geht den Berg runter und dann scharf rechts. Kostümierte an der Straße. Da war doch dieses Schild... Richtig, hier ist der Umzug noch im Gange. Ich steuere vorsichtig um die Kurven. Da stehen auch schon ein paar Autos vor mir. Vorne sperren zwei Feuerwehrleute die Straße ab. Ein rotes Fahrzeug blockiert die Fahrbahn. Es ist ein offener Wagen, auf seiner Ladefläche sehe ich Leute stehen, die mit Gegenständen werfen. Typisches Verhalten auf einem Karnevalsumzug. Konfetti fliegt, Arme werden gereckt, dann biegt der Wagen ab und die beiden Feuerwehrleute geben die Straße wieder frei. Ich rolle weiter. Der Spuk ist schon vorbei.  
Durch Schornsheim fahre ich genauso vorsichtig, es könnte ja sein..., aber hier ist niemand auf der Straße. Ich schlängele mich durch die Rheinhessische Landschaft, durch Gau Odernheim, meinen Angstkreisel vom vorletzten Jahr, in Richtung Alzey. Vor mir in der Ferne ein Motorradfahrer. In Alzey, gleich am ersten Kreisel kommen mir noch zwei entgegen. Arm raus, grüßen, weiter. Grinsen. Am nächsten Kreisel ein kurzes Gekappel mit einer Radfahrerin, die sich einfach so mit in den Kreisel mogelt, obwohl sie noch nicht dran ist - aber mich hält das nicht lange auf. Bald schon bin ich aus der kleinen Stadt wieder draußen und gebe Gas. Gesa schnurrt, die Landschaft wird schneller. 
In flotter Fahrt geht es in Richtung Flomborn. In Ober Flörsheim ist dann eine Umleitung eingerichtet. Wieder ein Umzug. Ein schwarzer, tiefergelegter Benz- Kombi folgt mir dicht. Seinetwegen werde ich aber nicht schneller fahren auf diesem Weg. Und ich werde auch nicht über die Autos vor mir drüberspringen. Als Autos entgegenkommen und ich mich noch gut durchschlängeln kann, bin ich ihn los. 
Vor Monsheim kommt mir wieder ein Biker entgegen. Kurz hinter Monsheim habe ich ihn dann plötzlich hinter mir. Nanu, wo kommt denn der her. Ich fahre extra weit rechts, aber er bleibt hinter mir. Auch durch Bockenheim hindurch bleibt er hinter mir. Nach dem Ort überhole ich einen vor sich hinstinkenden Kleinbus, der Typ weiter hinter mir. Im Augenwinkel auf einmal etwas rosanes. Da blühen tatsächlich schon die Mandelbäume! Es ist der sechste Februar!  
Kurz vor Grünstadt schließlich überholt er mich. Ich fahre zwar mittlerweile was bei 120, aber das war ihm dann wohl doch zu lahm. Am nächsten Kreisel sehe ich ihn wieder, er biegt nach Altleiningen ab. Sorry, da will ich heute nicht hin. Ich fahre geradeaus weiter, in Richtung Bad Dürkheim. 
Dort angekommen, biege ich auf die Straße in Richtung Kaiserslautern ab. An der Tankstelle weitere Biker. Es haben also doch nicht alle ein Saisonkennzeichen. Sieh an. Der große Parkplatz vor der Saline ist voll bis auf den letzten Platz. Die blechernen Dächer glänzen in der Sonne. Es sieht aus wie tausend kleine Seen. Ich schlängele mich aus Bad Dürkheim wieder hinaus. Hinter mir hängt wieder ein Biker. Ich lasse mich aber nicht anschubsen, ich möchte was sehen. Im nächsten Ort, Hardenburg, grüßt eine Burgruine vom Berg. Ich bin angetan. Eine schöne Gegend. 
Nur der Typ in der kleinen Blechbüchse vor mir stört. Der muss weg. Als ich überholen kann, kommt es fast zu einem kleinen Missgeschick, der hinter mir glaubt, nur weil er die vermutlich schnellere Maschine hat, darf er als erster überholen. Ist nicht so. Das ist aber rasch geklärt und wir lassen den Dosling seinem Schicksal weiter entgegenfahren. Nur jetzt hinter uns. Der Biker hinter mir gibt nun Gas, zischt an mir vorbei und verschwindet in der Ferne. Nun habe ich die Straße für ein paar Kilometer für mich alleine. Nur die tiefstehende Sonne stört etwas. Sonnenblende rauf, Sonnenblende runter. Immer ein paar Meter blind. So schunkele ich gemütlich durch das Jägertal und den tiefgrünen Wald. 
Hinter Frankenstein wieder Blech vor mir. Leider auf beiden Spuren, so daß ich nicht vorbei komme. Aber die stören nicht lange, ich bin rasch an ihnen vorbei und lasse sie im Rückspiegel kleiner werden. An der Einfahrt nach Kaiserslautern eine Kaserne. Von wegen, die Amis sind alle abgezogen. Hier nicht. Ein gelbes Schild taucht auf, es geht nach Mehlingen. Da biege ich ab. Es geht etwas bergauf, ein Kreisel dann wieder runter. Rechts und links Kasernen. Unten an der Kreuzung fällt mein Blick auf futuristische weiße Zapfsäulen mit roter Aufschrift. „Tesla“ - Das ist eine Stromtankstelle! Ja, sollte es denn? Kopfschüttelnd biege ich ab. Wie oft bin ich diese Straße schon gefahren. Da gab es noch keine Autobahn und das war der Weg nach Mainz. „Deutsche Imbißstraße“ wollten wir sie schon nennen, weil es so viele Buden gab. Davon ist nichts mehr zu sehen. Die Autobahn gibt es nun bald zwanzig Jahre, seit bald dreißig Jahren modern ein paar verlassene Häuser schon vor sich hin. Es weht ein Duft von Osten. Die Häuser wirken verwaschen und grau. Es ist nicht mehr viel los auf dieser Straße und rasch bin ich in Kirchheimbolanden. Viel schneller als früher.
Die Kreisel geschnupft und schon geht es weiter nach Alzey. 
Auf der Hochebene kann ich es richtig fliegen lassen. Niemand stört. Frische Luft um mich herum. Den Wind, der bisher von vorne kam, habe ich nun im Rücken. So bin ich nach wenigen Minuten in Alzey. Hier ist mittlerweile auch alles ruhig. Wieder zwei Biker, dann bin ich auch schon aus der Stadt. 
Durch Gau Odernheim fahre ich auch auf dem Rückweg. Allerdings nun weiter in Richtung Wörrstadt. Dort gibt es noch einmal einen kurzen Moment in dem ich aufpassen muss, denn es sind Narren unterwegs, aber die können mich nicht lange aufhalten. Rasch noch den Kleinbus hinter mich gebracht, dann hoch zum Sender Wolfsheim und am Kreisel abgebogen. In Partenheim setzt sich noch ein Versysfahrer vor mich. Der biegt aber in Stadecken ab. Ich fahre weiter in Richtung Mainz und es dauert nun nicht lange, da tickt Gesa auch schon wieder in ihrer Garage.


Das waren bei fabelhaftem Wetter mal eben um die 180 Km gewesen. Ein toller Nachmittag on the road, den viele andere Kradisten auch auf ähnliche Weise genossen haben.

Freitag, 5. Februar 2016

Raus - Rhein rauf - Rhein runter - rein.

+++14.12.2015+++


Der Nebel ist weg, also los! Angezogen, zum Motorrad gestürmt und aus der Garage. Ich schlage den Weg in Richtung Rheintal ein und schlängele mich durch die Rheinhessische Landschaft. In Bingen gibt es für Gesa erst einmal einen guten Schluck und danach schwinge ich mich auf die B9. Die Sonne ist in der Zwischenzeit zwar schon wieder hinter Wolken verschwunden, aber die Wetterapp verheißt Besserung. Es bleibt abzuwarten.
Ich zuckele durch Bingerbrück und hänge hinter einem Sprinter aus Offenbach, der allerdings ein wahrer Seelenverkäufer ist. Rost überall, nicht alle Lichter brennen, es fehlen Teile. Na hoffentlich verliert er nicht grad jetzt noch einen Schwung davon...
Vorbei am markanten Stellwerk geht es hinaus ins Rheintal. Nach wenigen Metern stoppt uns aber erst einmal eine Baustelle. Es geht danach langsam voran, es ist der Wagen vor dem Sprinter, der so schleicht. Von vorne kommen zu viele um zu überholen, außerdem bin ich auf einer gemütlichen Tour. Ich setze den Blinker kurz vor Trechtingshausen und fahre auf einen Parkplatz. Lasse die anderen verschwinden. Ich pfriemle meine alte Kodak Retina aus der Jackentasche und mache ein erstes Foto.
Eine Pause im Verkehrsstrom nutze ich rasch um weiterzufahren und tuckere durch den Ort. Hier würde ich auch wirklich nicht wohnen mögen, denke ich mir, als ich die vielen leer stehenden Häuser an der Straße sehe. Von vorne rund um die Uhr der Verkehr auf der Straße und hinten durchs Haus fährt die Eisenbahn. Das ist sicher kein Spaß. Doch erst mal Gas, weiter! Hinter Trechtingshausen sehe ich auf der anderen Rheinseite Sonnenschein. Also gibt es das doch noch! Ich überhole einen Laster mit einem Kübel drauf und ziehe davon. In Bacharach halte ich aber an und schaue auf den Rhein und die alte Stadt.
Der LKW zieht an mir vorbei, ich lasse ihn und warte noch ein wenig, bis ich mich wieder einreihe. Es geht flott weiter, ich fahre auf der schön geschwungenen Bundesstraße am Rhein entlang und lasse es mir gut gehen. Das Thermometer steigt zwar nicht über acht Grad, aber ich habe mich gut verpackt, so kann mir das nichts anhaben. Zumindest bis jetzt nicht. Hinter Oberwesel überholt mich ein Mercedes Geländewagen und zieht rasch davon. Würde mich ja eigentlich nicht sonderlich darüber wundern, aber ich fahre bereits hundertzwanzig. Was hat der dann auf der Uhr?
Es trübt sich wieder ein bis ich hinter Boppard bin. Hier ist von Sonne nun wirklich nichts mehr zu sehen. In der Zwischenzeit habe ich den Plan aufgegeben, oft anzuhalten um etwas zu fotografieren und freue mich stattdessen daran, wie ich mit Gesa so fein auf der Straße dahinrolle. Ein Intercity überholt mich, ich winke den Reisenden und denke daran, wie ich als Kind mit meiner Mutter hier mit dem Zug entlanggefahren bin. Wir hatten eine kleine kitschige Landkarte vor uns liegen, auf der alle wichtigen Burgen verzeichnet waren und haben Ausschau gehalten, welche davon die vor dem Fenster da sein möge. Damals war mir die Strecke hier am Rhein unheimlich lang vorgekommen. Heute, mit Gesa ist das ein wahrer Klacks. Ich bin schon in Brey, habe den Kopf auf der Verkehrsinsel gegrüßt und bin im Begriff am Ortsausgang Gas zu geben. Mir entgegen kommt Motorradfahrer Nummer vier für den Tag, es ist eine CFR250L – der Griesgram? Wohl kaum. Was sollte der schließlich auch hier?
Nach ein paar Kilometern habe ich mein Etappenziel erreicht. Das trifft sich gut, mir ist langsam ein wenig kalt. Ich setze den Blinker links und fahre auf den Parkplatz der Koblenzer Brauerei. Hinter einem Bus kommt ein älterer Zeitgenosse mit seiner Koreanischen Limousine hervor. Ich habe Vorfahrt. Aus Schreck bleibe ich aber stehen und würge Gesa ab. Peinlich. Nur nicht umkippen! Ich suche mir einen Parkplatz, nehme den Helm ab und schaue mich um. Von hinterm Fenster werde ich bereits beobachtet.
Die Gaststube ist gar nicht so voll, wie ich gedacht hatte, aber es herrscht ein ziemlicher Geräuschpegel. Ich setze mich vorne ans Fenster und bestelle mir einen Kaffee und einen Flammkuchen. Sehr gut! 1a Entscheidung! Der heiße Kaffee tut jetzt gut, der Flammkuchen ist köstlich.
Jeder Ausblick wird bereichert, wenn das eigene Mopped zu sehen ist...
Die Uhr zeigt auf halb vier, es ist Zeit an die Rückkehr zu denken. Im Dezember wird es schließlich früh dunkel. Ich mache mich fertig und schwinge mich wieder auf Gesa. Auf der Südbrücke überquere ich den Rhein und fahre auf der gut ausgebauten Straße hinten um Lahnstein herum. Bei Braubach komme ich wieder auf die alte B42. Jetzt in der beginnenden Rush – Hour durch Lahnstein, das hätte ich nicht gebraucht. Hinter Braubach wird der Verkehr schon dünner, bis St. Goarshausen hat er fast vollständig aufgehört. Ich halte bei dem großen alten Kran am Ortsausgang an. Leute vom Wasser- und Schiffahrtsamt sind grad dabei Feierabend zu machen und verschließen scheu das Tor zu ihrem Lagerplatz. Diesen Wilden mit Motorrad ist doch alles zuzutrauen.
Pareidolie - mit bestem Gruß an Herrn Matthias Wagner
Hinter St. Goarshausen bin ich wieder praktisch alleine auf der Straße. Ich liebe es, so dahinzugleiten, die Seele mal auf Spaziergang zu schicken und die Eindrücke auf mich wirken zu lassen. Ich komme durch kleine Ortschaften, grüße in Kaub den Blücher und rolle auf Rüdesheim zu. Auf der B42 habe ich immer wieder das Gefühl sie erfinden ständig neue Ortschaften dazu. Noch nie zuvor hatte ich zum Beispiel je von „Filsen“ gehört. Zumindest hätte ich jeden Meineid geschworen. Nur Vilsen mit V kenne ich. Ich bin gespannt, welche Ortschaften ich das nächste Mal entdecke.
Die Baustellen vor Rüdesheim gibt es immer noch. Die werden nie fertig. Ich gerate in den zähen Verkehr durch die Touristenhochburg. Es ist Weihnachtsmarkt und man muss ständig mit Leuten, angeschiggert oder nicht, auf der Fahrbahn rechnen.
Vor Geisenheim ist es bereits vollständig dunkel. Rote Lichter vor mir. Wir werden umgeleitet. Der ganze Verkehr fließt durch die Ortschaft. Baustelle. Von Fließen kann aber nicht wirklich die Rede sein. Schon gar nicht in der Gegenrichtung. Das ist ein Stau, fast bis Hattenheim. Ich bin froh, daß ich in meiner Richtung fahren darf. Auf besondere Stunt – Actions verzichte ich in diesem Verkehr und bleibe brav hinter den Autos. Aber auch so kommt man voran und ich bin bald schon über die Schiersteiner Brücke hinweg. Nach einem Abstecher durch Mainz Gonsenheim stehe ich auch bald wieder an meiner Garage.
Hey, ein cooler Trip! Wie werden sich jetzt wohl die ganzen Saisonfahrer verbiegen, damit sie an ihren Hintern kommen?!

Ab der Tankstelle war ich 171 Km unterwegs, eine abwechslungsreiche Tour, die man immer und immer wieder fahren kann. Es wird komischerweise nie langweilig.